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Wir leben in einer Zeit, in der Bilder für wichtig gehalten werden – gerade für Zeitungen und andere Nachrichtenangebote. Manchmal wird dann bei der verzweifelten Suche nach irgendeinem passenden Bild weit daneben gegriffen. Es gibt aber auch Fälle bei denen ich mich Frage ob da subtile Sabotageabsichten mitspielen – so wie bei diesem Artikel mit der Überschrift „Ampel bereitet Recht auf Homeoffice vor“.

Der gute Mann hat also viele Monitore und ein kleines Kind. Aber was soll das Bild sagen? Arbeitet der Mann jetzt konzentriert durch, während das Kind acht Stunden glücklich auf dem Schoß sitzt? Das wäre die »Kinderbetreuung ist ein Kinkerlitzchen« Interpretation – mit dem Ansatz wird weder das Kind noch der Vater glücklich.

Oder sitzt er nur kurz mit Kind da und ist dann gleich nicht mehr ansprechbar? Das wäre die »Im Homeoffice arbeitet doch eh' keiner« Interpretation. Damit gleitet die Überschrift für den entsprechend vorbelasteten Leser dann in Richtung „Ampel Recht auf Faulheit“. Das ist zwar völliger Unsinn, aber keine unverbreitete Ansicht.

Ich glaube dass an den Illusionen, die solche Bebilderungen erzeugen und dem Druck, den sie damit erzeugen, Menschen zerbrechen. Ein anderes Beispiel habe ich noch aus der Coronazeit im Hinterkopf: Eine Frau, die in einer geleckten 80 m² Küche während eines Meetings ein Kleinkind beaufsichtigt, was leise spielt – bestimmt ganz lange. Der Vorteil am Homeoffice ist, dass die Wegezeit entfällt, aber wenn das Kind Zeit braucht kann man nicht mal eben nebenher am Rechner arbeiten. Dann ist Kinderzeit angesagt. Es wäre viel gewonnen, wenn man auf solche Bebilderung verzichtet und anerkennt, dass auch Kinderbetreuung Arbeit ist, die man nicht mal eben nebenher hinkriegt.