Zehn Thesen zum Internet aus der Feder der Piratenpartei - und wieder diese abenteuerliche Überbetonung „des Netzes“. Beispiel gefällig? „Das Netz reagiert allergisch auf Neusprech und Phrasen, denn es ist ein in weiten Teilen automatisiertes informationsverarbeitendes System, das am besten funktioniert, wenn Informationen so präzise und zutreffend wie möglich sind. Lügen, Propaganda und Vertuschungsversuche sind aus Sicht des Netzes primär Störquellen. Das Netz belohnt diejenigen Gruppen, Organisationen und Individuen, die es offen und transparent mit zutreffenden Informationen füttern.“ Meine Güte, wenn man Leute so über die Persönlichkeit und die segensreiche Tätigkeit eines Konstruktes aus einer größeren Anzahl von Rechnern sprechen hört, könnte man glauben, man hört einen FDPler über den Markt sprechen.

Oder: „Wer nicht im Netz lebt, kann für das Netz keine passenden Regeln machen“ Da dröhnt mir der Kampfruf „Internetausdrucker“  in den Ohren, gerne im Heiseforum von Leuten gebraucht, die stolz darauf sind, besser als Frau Zypries zu wissen, was ein Browser ist. Und wie willen man feststellen, ob man „im Netz“ lebt? Fragebogen? Bin ich niederer Adel, weil ich noch gopher benutzt habe und auch noch den Mosaic kenne?

Aber es geht nicht nur albern,  es geht auch widersprüchlich: In These eins lernen wir: „Im Netz entscheiden sich die Geschicke der materiellen Welt“ aber in These sieben wird erläutert: „Im Netz geschehen keine Schwerverbrechen. Diese werden in der realen Welt begangen. Das Netz braucht keine neuen Straf- und Sicherheitsgesetze.“

Ich bin nun wirklich kein Freund neuer Straf- und Sicherheitsgesetze für das Netz - es gibt eher zu viele und vor allem zu widersprüchliche, aber These 1 vs These 7  riecht doch nach einem Fall für den Logikkompensator.

Man erkennt den Thesen deutlich an, dass sie dem Vorwurf der Ein-Themen-Partei ausweichen wollen — es ist aber ein Ein-Blickwinkel-Papier geworden.

Und noch ein Schmankerl aus den Kommentaren bei Aggregat7: „Bin ‘91 geboren und kenne mich dementsprechend gut aus.“ - wenn das mal keine fundierte Begründung ist.